Update 14.10.: Genauere Berechnungen und Präzisierung der Ausgaben.
Eine Frage, die aktuell viele Mitglieder stellen ist: Wieviel Marge schlagen wir in Güter auf den Einkaufspreis drauf? Die Antwort darauf ist einfach, denn sie ergibt sich aus den Statuten, welche sagen „die Güter werden den Mitgliedern zu kostendeckenden Preisen weitergegeben“. Somit müssen wir unsere monatlichen Kosten kennen und dann die Marge so berechnen, dass wir pro Monat genau so viel einnehmen. Als erste grosse Vereinfachung haben wir beschlossen auf alle Produkte genau gleichviel drauf zu schlagen. Nehmen wir also an, dass wir im Monat Güter im Wert von 1000.- verkaufen (d.h. Güter hat sie für diesen Betrag gekauft) und Ausgaben von 50.- haben, dann bräuchten wir 5% Marge. Damit verkaufen wir die Güter für 1050.- weiter und nehmen die benötigten 50.- ein.
Ok dann los. Wieviele Fixkosten haben wir? Unsere aktuell beste Schätzung sind 2300.- pro Monat, der allergrösste Teil davon sind Mietkosten, Heizung und Strom. Dazu kommen etwa 600.- Reserven für Investitionen, Rückstellungen und Unvorhergesehenes. Dann als nächstes müssen wir wissen, wieviel Güter wir pro Monat verkaufen. Und hier wird es schwierig, weil der Laden ja erst eröffnet. Am Anfang wird alles erst einmal anlaufen müssen, wir müssen alle den Einkauf bei Güter in unsere Routine einbauen, manche Mitglieder werden weiterziehen, neue werden dazukommen. Und nicht zu vergessen, auch bei uns wird es Ausschuss geben, Güter, die ablaufen und die wir verschenken müssen. Das heisst, einen Teil der Güter, die wir Einkaufen, müssen wir komplett abschreiben. Alles in allem eine sehr dynamische Situation und es muss damit gerechnet werden, dass mindestens ein halbes Jahr vergeht, bis halbwegs verlässliche Zahlen verfügbar sind. Wo sollen wir also starten?
Eine Möglichkeit ist, dass wir modellieren bei welcher Marge es wieviele Mitglieder braucht, die einen gewissen Betrag pro Monat ausgeben. Genau das hat die AG Finanzen mit Hilfe einer Geldflussrechnung gemacht, die versucht all unsere kommenden Einnahmen und Ausgaben monatsweise aufzuschlüsseln. Damit haben wir ausprobiert, wie sich unser Budget in Abhängigkeit dieser zwei Unbekannten (Anzahl Einkäufer*innen und deren Ausgaben pro Monat) entwickelt, bzw. ab welcher Marge jeweils ein kostendeckender Betrieb möglich wird.
Was wir hier sehen sind die Anzahl Einkäufer*innen (Aktive Mitglieder) auf der Y-Achse, wieviel sie je pro Monat ausgeben (grün = 130.-, blau = 100.-, orange = 70.-) und die Marge in Prozent auf der X-Achse. Wie liest du diese Grafik? Wenn du denkst, dass wir 200 Einkäufer*innen sind, die je 130.- pro Monat ausgeben, dann musst du eine senkrechte Linie ziehen, dort wo die grüne Linie, die 200er Marke kreuzt. Du wirst sehen, dass deine Linie die X-Achse bei ca. 25% schneidet, mit anderen Worten, die Marge müsste in diesem Fall bei 25% angesetzt werden.
In der AG Finanzen haben wir nun versucht eine Marge vorzuschlagen, so dass der Laden innert 6 Monaten selbsttragend sein kann. Wir haben einerseits angenommen, dass wir innert dieser Frist auf 200 Einkäufer*innen kommen. Und andererseits denken wir anhand von Vergleichswerten von ähnlichen Projekten, sowie etwas Spielraum gegen unten, um uns in der Startphase nicht unnötig Druck aufzuerlegen, dass innert dieser Frist 100.- Einkäufe pro Monat und Mitglied erreichbar sind. Beachte, wie die orange Linie viel höher zu liegen kommt. Wenn unsere Mitglieder im Schnitt weniger ausgeben, hat das grosse Auswirkungen und wir brauchen schnell 280 Mitglieder für den gleichen Umsatz. Wir haben somit der VV vom 22. Sept vorgeschlagen mit 30% Marge zu starten und die VV hat den Vorschlag übernommen. In der Summe bedeutet dies, dass unser Ziel ist 20’000.- Umsatz im Monat zu generieren, das sind ca. 1’000.- pro Tag den wir offen haben. Sobald wir auf unser erstes Betriebsjahr zurückblicken können wird es ein guter Zeitpunkt sein, dieses Modell der Realität anzupassen.
Natürlich sind noch viele weitere Annahmen in die Berechnung eingeflossen, die Einfluss auf die Richtigkeit dieser Zahlen haben. Z.B. zukünftige Investitionskosten oder saisonale Schwankungen im Einkaufsverhalten. Eine Annahme die wir mit Hilfe von Vergleichswerten gemacht haben ist, dass wir 10% Ausschuss haben werden, also 10% der Güter verschenken oder entsorgen müssen, weil sie nicht vor dem Datum verkauft werden. Das ist ein sehr grosser Punkt im Budget und vielleicht auch etwas konservativ gerechnet, ganze 1’500.- pro Monat! Das heisst, wenn wir diese Marge senken wollen, sollten wir den Abfall, den wir produzieren werden, gut im Auge behalten. Und wenn du weisst wieso es 1’500.- und nicht 2’000.- sind, dann bist du hiermit eingeladen bei der AG Finanzen mitzumachen 😉
Falls du als Mitglied Fragen oder Kommentare hast, erreichst du uns unter finanzen@gueter.be.
PS: Es gibt verschiedene Definitionen von Marge. Z.B. umgerechnet in eine Profitmarge (Gewinn pro Umsatz) sind es bei uns 23%. Ausserdem ist zu beachten, dass wir hier nur davon reden, wie viel teurer als der Einkaufspreis wir Produkte weiterverkaufen und nicht wie viel Gewinn wir nach Abzug der tatsächlichen Kosten machen. Als non-profit Unternehmen wollen wir, dass sich dieser Gewinn aus dem Verkauf mit den restlichen Kosten die Waage hält und somit am Ende des Jahres zu einem Unternehmensgewinn von 0 führt.
PPS: Fürs Nachrechnen, bei einem Monatsumsatz von 20’000 kaufen wir Produkte für 15’400 ein. Es ergibt sich ein Gewinn von 4’600. Die Ausgaben sind 2’300 Fixkosten, ca. 1’550 Abschreibung, ca. 150 MwSt, es bleiben 600 Reserve.